Das neue Bildungsparadigma und Probleme der Gestaltung der Informationskultur
N.I. Gendina
Russland, die Stadt Kemerowo, die Kemerower Staatliche Akademie fuer Kuenste und Kultur
Das Einsehen der Bildungskrise als eines Phaenomens der gesamten Zivilisation verursachte eine Fragestellung nach der Veraenderung des Bildungsparadigmas und des Bildungsmodells selbst. Das neue Bildungsparadigma, das das Paradigma der "unterstuetzenden" oder "aufklaerenden" Bildung ersetzen muss, ist dadurch gekennzeichnet, dass es vorrangig nach einer sich entwickelnder Persoenlichkeit orientiert wird, dass der Uebergang von einem reproduktiven zu einem produktiven humanistischen Bildungsmodell vollzogen werden muss, dass die Bildung einen taetigen Charakter haben muss, dass die Idee einer "lebenslanger Bildung" oder einer ununterbrochenen Bildung dominieren muss.
Beim Wechsel des Bildungsparadigmas sind die Lehranstalten berufen, vor allem die Lernfaehigkeiten zu entwickeln, die Faehigkeit, die Information zu gewinnen und dadurch die noetigen Kenntnisse zu bekommen. Eine besondere Bedeutung kommt also der Gestaltung der Informationsausbildung und der Entwicklung der Informationskultur eines Individuums, verschiedener Gruppen der Informationsnutzer sowie der ganzen Gesellschaft zu. Dabei muss die Entwicklung der Informationskultur ein bewusst gestalteter, zielgerichteter Prozess sein, der das Ziel hat, spezielle Informationskenntnisse und Faehigkeiten verschiedenen Nutzergruppen beizubringen. Dieses Ziel ist durch den speziellen Lehrgang "Grundlagen der Informationskultur" unter Beruecksichtigung einiger Voraussetzungen zu erreichen: der Inhalt des Lehrgangs soll einen integrierenden Charakter haben; Ziele und Aufgaben des Lehrgangs, seine Struktur und sein Inhalt sollen in Bezug auf eine Lernergruppe deutlich differenziert worden sein; die Ausbildung soll einen taetigen, praxisorientierten Charakter haben; die den Unterricht erteilenden Lehrer muessen ueber eine Fachausbildung verfuegen sowie ueber notwendige Lehr- und methodische Mittel.
Diese Voraussetzungen sind grundsaetzlich fuer die Konzeption der Gestaltung der Informationskultur, die als Ergebnis der langjaehrigen Forschungen an der Kemerower Staatlichen Akademie fuer Kuenste und Kultur formuliert worden war. Im Laufe der Forschungsarbeit wurden Erfahrungen der Bildungseinrichtungen und der Bibliotheken zur Entwicklung der Informationskultur der Gesellschaft in unserem Lande und im Ausland studiert und verallgemeinert. Das hat ermoeglicht, Prinzipien und Aufbaumodell fuer das Programm des Lehrgangs "Grundlagen der Informationskultur" auszuarbeiten, einen Programmkomplex zu Grundlagen der Informationskultur, der fuer verschiedene Lernergruppen und zwar fuer aeltere Schuelergruppen, Studenten, Lehrer, Hochschullehrer bestimmt ist, zu schaffen und in den Lehrvorgang einiger Bildungseinrichtungen der Region Kemerowo einzufuehren, die Perspektiven fuer weitere Forschungen zu bestimmen. Der Konzeption des Aufbaus eines integrierenden Lehrgangs "Grundlagen der Informationskultur", der die Erkenntnisse einer Reihe der wissenschaftlichen Disziplinen (der Informatik, des Bibliothekswesens und der Bibliographiekunde, der angewandten Linguistik, der Logik, der Textstlistik, der angewandten Psychologie, der Lesekultur usw.) zusammenfuehrt, liegen die Ideen der taetigen Einstellung und die Block- und Modul-Prinzipien des Aufbaus des Lehrprogrammkomplexes zugrunde.
Die erfolgreiche Einfuehrung des Lehrgangs "Grundlagen der Informationskultur" in den Lehrprozess an den Bildungseinrichtungen und in die praktische Taetigkeit der Bibliotheken ist in grossem Masse von der Qualifikation der Kader abhaengig, die den Unterricht fuer verschiedene Lernergruppen berufsmaessig erteilen koennen sowie von dem Vorhandensein und der Qualitaet der Lehr- und methodischen Materialien. Nur eine Fachausbildung, die die Verfuegbarkeit ueber Kenntnisse ueber Besonderheiten der Alterspsychologie und der Unterrichtsmethodik im Lehrgang "Grundlagen der Informationskultur" voraussetzt, kann ein positives Ergebnis zeitigen.
Zu diesem Zweck wird an der Kemerower Staatlichen Akademie fuer Kuenste und Kultur geplant, auf der Basis des Faches "Bibliothekar und Bibliograph der hoechsten Qualifikation" den Unterricht in der Fachrichtung "Lehrer fuer Grundlagen der Informationskultur" einzufuehren. Eine besondere Aufgabe, die in der naechsten Zukunft von der Hochschule zu loesen ist, ist die Ausarbeitung eines Satzes von Lehr- und methodischen Materialien zum Studium des Lehrgangs "Grundlagen der Informationskultur". Dieser Satz soll enthalten: ein Lehrmittel zum Studium des inhaltlichen (theoretischen) Bestandteils der zum Programm gehoerenden Modulen, Themen; einen Aufgaben-, Uebungs-, Praktikums-, Trainings-, Arbeitsspielekomplex usw., der praktische Faehigkeiten und Fertigkeiten im Lehrgang entwickeln muss; Mittel zur Kontrolle der Aneignung des Lehrmaterials durch die Lerner.
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